Vergleichende Analyse der Pendlerverflechtungen und der Arbeitsplatzverteilung in Deutschland und Polen auf dem Gebiet der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA
Die Euroregion Pro Europa Viadrina ist eine der vier Euroregionen entlang der deutsch-polnischen Grenze. Auf deutscher Seite befindet sie sich im Osten des Bundeslandes Brandenburg und auf polnischer Seite im nördlichen Teil der Wojewodschaft Lubuskie. Geographisch erstreckt sie sich zwischen den Metropolen Berlin im Westen, Szczecin im Norden und Poznań im Osten. Zumeist ländlich geprägt weist die Euroregion z.B. mit der Sonderwirtschaftszone Kostrzyn nad Odrą – Słubice und der Stadt Gorzów Wielkopolski. sowie dem regionalen Wachstumskern Frankfurt (Oder) – Eisenhüttenstadt industrielle Standorte auf, die von der Lage am North Sea-Baltic-Korridor profitieren.
Mit dem Beitritt osteuropäischer Staaten in die Europäische Union im Jahr 2004, in den Schengen-Raum im Jahr 2007 und die Arbeitnehmerfreizügigkeit ab dem Jahr 2011 wurden die politischen Weichen für eine rasante Entwicklung wechselseitiger grenzübergreifender Verflechtungen auch im deutsch-polnischen Grenzgebiet gestellt. Allerdings steht die systematische, grenzübergreifende Raumbeobachtung als Grundlage für gemeinsame Strategien, Konzepte und Projekte noch am Anfang.
Die beiden Trägervereine der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA griffen bereits in ihren periodischen Entwicklungs- und Handlungskonzepten auf die Datenlage zu Kernindikatoren zurück und sammelten erste Erfahrungen zur Vergleichbarkeit und Aussagekraft der Datenbasis. Im Rahmen des MORO-Projektes „Raumbeobachtung Euroregion PRO EUROPA VIADRINA“ verfolgten sie mit Unterstützung der deutschen und polnischen Projektbeteiligten das Ziel
- die Datenbasis zu den bislang genutzten Kernindikatoren zu aktualisieren, zu ergänzen, zu harmonisieren, themen- und zielgruppenspezifisch aufzubereiten und zu visualisieren,
- Ansatzpunkte zur Optimierung der institutionellen Zusammenarbeit abzuleiten,
- beide Aspekte im Rahmen des Fallbeispiels der grenzübergreifenden Pendleranalyse zu vertiefen.
Im Ergebnis dessen konnte die Bevölkerungsentwicklung, die Arbeitsmarkt- und Wirtschaftsstruktur einer Aktualisierung unterzogen werden und insbesondere durch die grenzübergreifende Pendler-Analyse die Einzugsbereiche zentraler Orte charakterisiert und die enorme Zunahme der grenzübergreifenden Verflechtungen belegt werden.
So nahm die Zahl der sv-pflichtig beschäftigten Einpendler aus Polen in den deutschen Teil der Euroregion Pro Europa Viadrina zwischen 2011 und 2016 von 198 auf 1.576, um das 8-fache zu, erhöhte sich die Zahl an Gemeinden, in denen Arbeitnehmer aus Polen beschäftigt werden, von 3 auf nunmehr 24.
Zudem wirkte sich die deutliche Zunahme von Transitpendlern, beispielsweise allein zwischen Polen und Berlin von 65 (2011) auf 2132 (2016), auch auf die Nutzung der Infrastrukturen in der Region spürbar aus.
Da sich die Datenbasis allerdings nicht den genutzten Verkehrsmitteln zuordnen lässt, wurde im Rahmen des Projektes der Versuch unternommen, zur Charakterisierung der Inanspruchnahme der 8 grenzübergreifenden Infrastrukturen im Sinne einer auch verkehrsträgerübergreifenden Betrachtung alternative Datenquellen zusätzlich zu erschließen. So ergab beispielsweise die Verkehrszählung des Bundes, dass der Schwerlastverkehr auf der Autobahn A2/A12 von 2010 bis 2015 um 25 Prozent anstieg.
Die hierbei identifizierte Diversität bei Art und Umfang der Daten (u.a. Bezugszeiträume, Detaillierungsgrad), bewog die Projektbeteiligten zur Fortsetzung bzw. zum Ausbau der Zusammenarbeit relevanter Einrichtungen (z.B. Landkreise, Euroregion PRO EUROPA VIADRINA, Regionale Planungsstelle, Ministerien des Landes Brandenburg, einschl. Gemeinsame Planungsabteilung und Marschallamt der Wojewodschaft Lubuskie).
Die Einbindung der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA als Modellregion in das bundesweite Vorhaben ermöglichte neben dem Erfahrungsaustausch auch hinsichtlich nationaler Datenquellen Synergien, so dass auch hier die Fortsetzung der Kooperation angestrebt wird.