Eine der immer noch aktuell sehr relevanten grenzübergreifenden Herausforderungen im deutsch-polnischen Grenzraum ist die Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Vor über einem Jahr (02.09.2020) initiierte die Euroregion PRO EUROPA VIADRINA den deutsch-polnischen Austausch zwischen den Vertretern und Amtstierärzten der Landkreise Märkisch-Oderland, Oder-Spree und der Stadt Frankfurt (Oder) mit den Vertretern des Departements für Sicherheit und Krisenmanagement im Lebuser Wojewodschaftsamt und mit der Amtstierärztin der Wojewodschaft Lubuskie. Wie sehr die ASP eine grenzübergreifende Herausforderung darstellt, zeigte sich wenige Tage später, als die ersten Fälle in Brandenburg festgestellt wurden. Eine erste Bilanz der gemeinsamen und parallelen Anstrengungen gegen die grenzübergreifende Dimension der ASP wurde im Rahmen eines weiteren deutsch-polnischen Erfahrungsaustausches am 29.04.2021 gezogen, an dem auch Vertreter des Brandenburgischen Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit teilnahmen. Um den Bedürfnissen, Erwartungen und Interessen entgegen zu kommen und den gegenseitigen Informationsdurst zu stillen, lud die Euroregion PRO EUROPA VIADRINA die deutschen und die polnischen ASP-Fachexperten zu einem weiteren deutsch-polnischen Austauschtreffen ein.
Die Amtstierärztin der Wojewodschaft Lubuskie, Vertreter des Departements für Sicherheit und Krisenmanagement im Lebuser Wojewodschaftsamt aber auch Vorsitzende des Polnischen Jagdverbandes in Gorzów Wielkopolski und Zielona Gora kamen mit den deutschen FachkollegInnen am 27.10.2021 in Treplin im Landkreis Märkisch-Oderland zusammen, um eine Bilanz der Aktivitäten der letzten Monate zu ziehen und aktuelle Informationen zur Situation und zu Bekämpfungsstrategien auszutauschen. Vor allen Dingen ging es um die praktischen Maßnahmen, die in Brandenburg zur ASP-Bekämpfung angewandt werden. Neben den Amtstierärzten oder Vertretern aus den Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsämtern der Landkreise Märkisch-Oderland und Oder-Spree und der Stadt Frankfurt (Oder) nahmen Herr Rainer Schinkel, Beigeordneter und Fachbereichsleiter I im Landkreis Märkisch-Oderland und Frau Gundula Teltewskaja, Beigeordnete und Dezernentin für Ländliche Entwicklung im Landkreis Oder-Spree, an dem deutsch-polnischen Fach-DIALOG aktiv teil. Die Anwesenheit der Vertreter des brandenburgischen Landesbetriebes Forst, des Landesjagdverbandes aber auch des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) rundete den Kreis der aktiv Teilnehmenden ab.
Mit besonders großem Interesse erlebten und begleiteten die polnischen Experten den praktischen Einsatzvon Kadaver-Suchhunden. Die Hundeführer, der zuständige ASP-Einsatzleiter des Landkreises sowie der Ausbilder für Kadaver-Suchhunde und Revierjagdmeister, Herr Frank Feimann, ließen keine der unzähligen Fachfragen unbeantwortet. Nicht weniger interessant waren aus der Sicht der Teilnehmenden, die in Brandenburg in Anwendung kommenden Schwarzwildfänge, die vor Ort und praxisnah durch Herrn Dr. Egbert Gleich von der Forschungsstelle für Wildökologie und Jagdwirtschaft des Landesbetriebs Forst Brandenburg, erklärt werden konnten. Die Dimension der grenzübergreifenden Herausforderung der ASP-Bekämpfung wurde besonders deutlich, indem Dr. Gleich die Ergebnisse seiner Studie zur Schwarzwildtelemetrie mit GPS-Aufnahmen zeigte, und dass die Oder keine Grenze für das Schwarzwild darstellt.
Frau Agata Bobrowska, Amtstierärztin der Wojewodschaft Lubuskie, und ihre Mitarbeiterin Frau Dr. Justyna Czmur im Lebuser Wojewodschaftsamt gaben einen Überblick über die aktuelle Tierseuchenlage auf polnischer Seite. Frau Diana Holland, Dezernentin für Tiergesundheit, Tierarzneimittel und Tierschutz des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) des Landes Brandenburg führte analog zur Situation in den angrenzenden Landkreisen und kreisfreien Städten auf deutscher Seite aus.
Herr Rainer Schinkel, Vorsitzender des Mittlere Oder e.V., des deutschen Trägervereins der Euroregion PRO EUROPA VIADRINA, und Beigeordneter im Landkreis Märkisch-Oderland, lenkte das Gespräch u.a. auf die auf beiden Seiten bedeutende Frage der Bestandserhebung der Wildschweinpopulation.
Das diskutierte Themenfeld erstreckte sich im Weiteren auf eine Studie zum Verhalten zur Querung der Oder durch Wildschweine, den Erfolg des Einsatzes von Hunde-Suchstaffeln, den Einsatz von Fotofallen zum Monitoring der Migration von Wildschweinen, die Anbauempfehlungen für Landwirte, die Förderunschädlichkeit der Bewirtschaftungseinschränkungen im Hinblick auf die Agrarförderung, die Passierbarkeit der Zaunanlagen für sonstige Wildtiere, die Rücksichtnahme auf touristische und landwirtschaftliche Aspekte bei der Trassierung von Zäunen, die Notwendigkeit der Öffentlichkeitsarbeit.
Rainer Schinkel erklärte: „Die Bekämpfung der ASP wird die Grenzregion noch lange beschäftigen und eine grenzübergreifende Zusammenarbeit ist unumgänglich. Wir werden den gegenseitigen Informationsfluss zwischen den verantwortlichen Stellen und Akteuren in den betroffenen Regionen aufrechterhalten und ausbauen. Wir wünschen uns natürlich, dass es den zuständigen Stellen auf Bundes- und Landesebene gelingt, die Zusammenarbeit zu intensivieren. Es gibt Maßnahmen, die von der Landes- oder Bundesregierung koordiniert werden müssen. Eine Seuche, die keine Grenzen kennt, muss auch grenzüberschreitend bekämpft werden.“
Ein nächstes Experten-Treffen wurde für das I. Quartal 2022 ins Auge gefasst. Diesmal ist ein praktischer Erfahrungsaustausch auf der polnischen Seite in Planung.
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